Voice of equus

Konik

Immer häufiger sieht man heutzutage, wenn man in Naturschutzgebieten unterwegs ist, neben robusten Rindern, wie Galloways, Highlands oder Heckrindern, kleine graue, urtümlich wirkende Pferde weiden. Meistens handelt es sich hierbei um Koniks, eine polnische Landrasse, deren Name übersetzt so viel wie „kleines Pferdchen“ bedeutet.

Entstanden ist die Rasse in der Bilgoraj-Region, als Arbeitspferd der polnischen Kleinbauern und ist geprägt durch den Einfluss des Tarpans, der (auch wenn man heutzutage Hauspferdeeinfluss vermutet) als letzte Wildpferdeart Europas gilt und bis ins 19. Jahrhundert in Osteuropa lebte. Da die Bauern dieser Region sehr arm waren, wurden die Pferde nicht so behütet gehalten, wie wir es heute gewohnt sind. Sie mussten in der Lage sein, auch ohne Stall und mit wenig Futter auszukommen und trotz allem hart arbeiten zu können. So ist eine extrem harte, widerstandsfähige Rasse entstanden, mit einem starken Lebenswillen, der ansteckend wirkt.

Diese Eigenschaften machen die Koniks zu idealen Landschaftspflegern, die gut an die hiesige Vegetation und das Klima angepasst sind und recht geringe Ansprüche an die Haltung haben. Bei der Nahrungssuche greifen sie auch gern einmal auf Schilf und verschiedenes Buschwerk zurück und halten so Gewässer frei und wirken der Verwaldung entgegen. Auf diese Weise schaffen sie eine halboffene Weidelandschaft, die als wichtiger Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten dient.

Da bei dieser Rasse nie eine systematische Züchtung mit Hinblick auf eine bestimmte Leistung (wie z.B. Zugkraft, oder Springvermögen) stattgefunden hat, verkörpert sie das pure „Pferd sein“ auf eine ganz besondere Weise.

Koniks sind ohne weiteres in der Lage, auch ohne den Menschen zu überleben, aber wer sich einmal in eine natürlich lebende Konikherde begibt, merkt schnell, dass es sich hier nicht um wilde Tiere handelt. Die Pferde begegnen einem teilweise neugierig, teilweise gleichgültig, aber fast immer ohne Angst. Deshalb können auch wild aufgewachsene Koniks meist leicht an das Leben als Hauspferd und Partner des Menschen gewöhnt werden. Sie zeichnen sich durch Mut, Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit aus und begegnen uns meist mit Offenheit und einem Urvertrauen, welches wahrscheinlich nur wenigen im Stall aufgewachsenen Pferden zu eigen ist. Wer dieses Genschenk wertschätzt und nicht missbraucht, hat mit so einem Pferd an seiner Seite die Chance auf einen einzigartigen Einblick in die Pferdewelt.

Mehr Information über die Koniks gibt es z.B. hier:

http://wildpferde-geltinger-birk.de

 

Text, Fotos und Video von Hannah Schafft ( 1 Jahr FsJlerin auf der Geltiner Birk)

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